Von Miami über die Keys bis unter die Wasseroberfläche
Von Janina Rüger-Aamot/ Bilder Felix Aamot
Erster Stopp: Miami & Wynwood Walls
Wer in Miami landet, sollte den Jetlag am besten gleich bunt vertreiben – im Szeneviertel Wynwood. Die legendären Wynwood Walls sind ein Outdoor-Museum der Streetart: Hausfassaden in XXL, bemalt von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt. Mal knallbunt, mal filigran – und garantiert ein idealer Einstieg in den Florida-Vibe.
Roadtrip auf dem Overseas Highway
Von Miami aus führt der Overseas Highway wie ein endloses Band aus Asphalt über türkisfarbenes Wasser. Brücke folgt auf Brücke, Insel auf Insel – bis am Ende die entspannte Kleinstadt Key West wartet. Pastellfarbene Holzhäuser, Live-Musik aus offenen Bars und atemberaubende Sonnenuntergänge machen den Charme der südlichsten Stadt der USA aus. Hemmingway zog Anfang der 1930er Jahre mit seinen Katzen hierher. Sein Haus ist heute ein Museum und kann besichtigt werden. Für mich ist es eine faszinierende Vorstellung, dass man von hier nach Kuba schwimmen kann – es würde zwar ein paar Tage dauern, aber das wurde schon gemacht: Diana Nyad schaffte das im Jahr 2013 im Alter von 64 Jahren.
Zwischenstopps für Taucher & Schnorchler
Entlang der Keys laden zahlreiche Tauchbasen zu Ausflügen ein. In Islamorada checken wir ein: Tauchbrevet und ein paar Fragen zu den letzten Tauchgängen und schon kann es losgehen. Pflichtbewusst, wie wir nun mal sind, bieten wir auch die TTU an und ernten recht verständnislose Blicke. Nun gut, dann stecken wir das Papier wieder ein und folgen unserem Guide, der uns das richtige Equipment herausgeben soll. Mit strahlendem Lächeln streckt er uns Maske und Flossen entgegen.
Tauchen im warmen Bad
„Selbst ein Shorty wäre hier zu viel“, sagt er mir. Skepsis. Doch bei knapp 35 Grad Wassertemperatur muss ich nach dem ersten Sprung ins Meer zustimmen: Erfrischung ist das nicht – dafür eine entspannte, tropische Badewanne mit fantastischer Aussicht.
Nur atmen muss man noch allein: Vom Tragen der Flaschen bis zum Füllen der Bleitaschen übernimmt die Crew alles. Für unsere Gewohnheiten deutlich zu viel „Pampering“ – aber in der tropischen Sonne lässt man sich auch gern mal verwöhnen und genießt den Blick übers glitzernde Wasser.
Taucherisch ist eine Menge geboten. Mit dem Boot werden die verschiedensten Tauchspots angefahren.
Tauchangebote:
• Wracks mit geheimnisvollem Flair
• Flache Riffe für Schnorchler und Taucher gleichermaßen
• Umfangreiche Betreuung – perfekt auch für Einsteiger (morgens geht es eher an die tieferen Tauchspots, die Nachmittagstauchgänge sind flacher)
Wir entscheiden uns heute für die Family-Variante: Ein Ausflug zu zwei flachen Tauchspots, bei denen auch Schnorchler auf ihre Kosten kommen.
Unterwasserwelt
Die Riffe sind landschaftlich wunderschön, gesäumt von Korallen und Gorgonienarten. Ammenhaie gleiten majestätisch vorbei, Zackenbarsche ruhen im Schatten, bunte Rifffische wuseln dazwischen. Besonders cool finde ich ja hier den Kofferfisch. Jeder Tauchgang ist eine kleine Expedition. Mein ganz persönlicher Höhepunkt: Felix zeigt mir eine Flamingo Tongue – eine winzige, knallgemusterte Meeresschnecke.(unbedingt mal googlen!)
Key West – der perfekte Ausklang
Zurück an Land ist Key West der Ort, an dem man die Reise sanft ausklingen lassen sollte. Hier trifft karibisches Flair auf amerikanische Gelassenheit: bunte Holzhäuser mit Veranden, die im Abendlicht leuchten, Einheimische und Touristen, die auf Fahrrädern gemütlich über schmale Straßen rollen, und Bars, aus denen Live-Musik auf die Bürgersteige weht.
Wer in Key West ist, landet früher oder später am Southernmost Point – dieser riesigen, bunt bemalten Betontonne mit der Aufschrift „90 miles to Cuba“. Dort stehen die Leute Schlange wie im Freizeitpark an der Achterbahn, nur eben für ein Foto. Und ja, es ist ein bisschen klischeehaft – aber genau deswegen macht’s Spaß. Einmal das „Selfie-Pflichtprogramm“ abhaken, den Wind vom Meer im Haar, und schon gehört man offiziell zum Club der „Ich-war-am-Ende-der-Straße“-Reisenden.
Florida im Hochsommer ist ein Farbenrausch – über Wasser mit Kunst, Sonne und karibischem Flair, unter Wasser mit tropischer Artenvielfalt. Wer im August reist, erlebt die entspannte Seite des Sunshine State: nicht leer, aber herrlich ungedrängt, weil die große Urlaubswelle aus dem Norden erst im Winter anrollt.